Kunst-Safari durch Afrika

Woran denkst du zuerst, wenn du von afrikanischer Kunst hörst? Sicher an kunstvolle Masken und wunderschöne, geschnitzte Figuren. Es gibt aber noch viel mehr zu entdecken. Die zahlreichen afrikanischen Völker haben ganz unterschiedliche Kunstwerke geschaffen wie Schmuck, edle gewebte Stoffe, Waffen aus kostbaren Materialien, Kinderbücher, prächtige Häuser und sogar sehr kunstvolle Särge!  

                   

Komm also mit auf eine Kunstsafari durch Afrika und entdeckte die unglaublich vielfältigen Werke, die afrikanische Künstlerinnen und Künstler geschaffen haben. Viele davon zählen zu den interessantesten Kunstwerken der Welt. Sie zeigen uns eine Menge über das Leben in Afrika, über den Glauben der Menschen und über die Tierwelt. Auf unserer Kunstsafari streifen wir durch Felsengelände und Wüsten, wandern durch Dörfer und besuchen Maler in ihren Werkstätten.

Felszeichnungen 

Die Kunst der Saharavölker im Norden Afrikas

weie_Dame_von_AuahouretDiese Felszeichnung nennen Forscher die weiße Dame von Auahouret. Sie haben diese Zeichnung im Akakus Gebirge gefunden. Die weiße Dame trägt einen prächtigen Kopfschmuck und ist mit Tüchern und Lendenschurz bekleidet. Sie tanzt einen rituellen Tanz, mit dem sie den Jagderfolg ihres Stammes beschwört. Sie gehört zu den alten Saharavölkern, die vor tausenden von Jahren in dem Akakus Gebirge gelebt haben. Hier gibt es noch viel mehr Zeichnungen, in denen diese alten Völker ihre Welt dargestellt haben. Sie lebten vor etwa 8 000 Jahren in der Sahara. Sie gingen auf die Jagd, denn damals lebten in der Wüste noch viel mehr Tiere als heute. Die Wüste war zu der Zeit noch ein fruchtbares Gebiet mit Flüssen und Seen. Besonders spannend sind die Felszeichnungen für Historiker. Denn sie können daraus ersehen, wie die Menschen lebten und wie sie sich in Zusammenhang mit der Tierwelt entwickelt haben. Anfangs jagten sie die wilden Tiere, doch in Jahrtausenden haben sie gelernt, einige Tiere zu domestizieren, wie zum Beispiel Ziegen, Esel und Rinder.

Die Felszeichnungen der Buschmenschen im Süden Afrikas

Felszeichnungen in Twyfelfontein (c) SchnobbyIn den Wüsten im südlichen Afrika, also tausende Kilometer entfernt, fand man die Felszeichnungen der Buschmenschen. Sie haben vor Jahrtausenden in den Felsen der Kalahari zahlreiche kunstvolle, farbige Zeichnungen angefertigt. In der Kalahari sind die "flüsternden Felsen" mit ihren Zeichnungen geschmückt. Man nennt diese Felsen deshalb auch den "Louvre der Wüste". Hier fanden rituelle Feste statt, zu denen sich die Familien der Buschmenschen aus der Kalahari einfanden. Auch in den Drakensbergen fand man wahre Schätze dieser Künstler. Sie haben Menschen und Tieren gezeichnet, sowie und Geister und Szenen von magischen Ritualen. Die Kunst der San ist sagenhafte 40.000 Jahre alt und die jüngsten Zeichnungen entstanden im späten 19. Jahrhundert. Die Bilder bestehen seit so langer Zeit, denn sie wurden mit äußerst haltbaren Farben gemalt. Meist wurde Rot, Gelb und Rotbraun aus gemahlenem Ocker gemischt. Das Pulver wurde mit Wasser oder mit Blut vermengt und häufig fügte man auch noch Pflanzensäfte hinzu. Die winzigen Ockerpartikel verbinden sich mit der Steinfläche und sind dadurch noch heute erhalten. Schwarze Farbe wurde aus Holzkohle hergestellt und weiß aus Lehm.

Schon gewusst? Besonders in den Drakensbergen, in den Höhlen von Kamberg und Giant's Castle, gibt es noch wunderschöne, gut erhaltene Felsmalereien.

Kunstvolle Masken und Figuren in West- und in Zentralafrika

Schöne und schaurige Masken

masques_LuluaDie Kunst in Afrika südlich der Sahara ist fest verbunden mit dem Glauben an die Ahnen und Götter. Fast alle Völker haben eine eigene Tradition, Masken herzustellen. Und die Masken sehen je nach Volk und Glauben sehr verschieden aus. Sie zeugen von dem Glauben an die Ahnen, an Götter oder an höhere Kräfte. Sie gelten als Schutz gegen böse Geister und Krankheiten. Masken werden bei Festen getragen oder für besondere Feste angefertigt. Meist dürfen sie nur aus bestimmtem Holz von einem bestimmten Baum gefertigt werden. Die Masken können Tiere, Menschen oder Götter darstellen. Auf dem Foto siehst du eine Bronzekopf-Skulptur der Yoruba, die in Nigeria leben.

Phantasievolle Figuren

BambaraChiwaraRitualobjekt_sculptureDie Igbo leben wie die Yoruba in Nigeria. Auch sie sind bekannt für ihre schönen Masken, mehr aber noch für ihre großen Lehmfiguren. Diese Figuren werden für ihre Heiligtümer und Altäre gefertigt. Im vorigen Jahrhundert fand man im Norden des Igbo-Gebiets auch zahlreiche Bronzegerätschaften. Die reich verzierten Bronzen sind gegossen worden mit Figuren, die zuvor in Wachs gestaltet waren. Sie stammen aus dem 10. Jahrhundert und sind das älteste Zeugnis einer Bearbeitung von Kupfer in Westafrika.

Die Puppen der Aschanti

AkuabaDie Akuabu Puppen stammen von den Ashanti, einem Volk in Ghana. Sie erzählen von Schönheit, von der Wertschätzung der Mutterschaft und von der Welt der Magie. Akuaba ist der Name der afrikanischen Fruchtbarkeitsgöttin der Ashanti. Oft werden diese kleinen Ebenbilder der Fruchtbarkeitsgöttin mit Halsreifen, Ohrringen und Ketten um Taille oder Hüfte geschmückt. Die Puppe wird von einer Priesterin geweiht. Frauen tragen sie und pflegen sie wie ein richtiges Kind. Schwangeren Frauen soll die Puppe helfen, dass das Kind gesund und schön wird. Glaube ist alles, oder?

Die Bronzegießer des Königreiches Benin

Das Königreich Benin lag im Südwesten von Nigeria. Das Reich hatte seine Blütezeit zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert. Am königlichen Hof waren Bronzeschmiede beschäftigt, die Reliefplatten für die Königsgemächer fertigten. Darauf waren die Kriegszüge der Könige dargestellt, ihre Heldentaten und Jagdszenen. Sie stellten auch Bronzebüsten von Königinnen und Königen her, die im Palast ausgestellt wurden. So konnte man der großen Nachfahren gedenken, die mit großem Kampfesmut das Reich vergrößerten. Bis heute gibt es die Bronzegießer in Benin.

Wie arbeiteten die Bronzegießer? Sie formen eine Figur aus Bienenwachs. Diese Figur wird in eine Form aus Tonmineral eingebettet, die bei großer Hitze im Ofen gebrannt wird. Dabei schmilzt das Wachs und fließt durch vorher angebrachte Löcher heraus. Anschließend gießen sie die geschmolzene Bronze in die Form. Nach dem Abkühlen wird die Form zerschlagen, und übrig bleibt die Bronzefigur. Sie sieht genau so aus wie das ursprüngliche Wachsmodell.

Afrikanische Kunst im Alltag

Die Kente-Stoffe

Happy_Gift_BearersDie Akanvölker in der Elfenbeinküste und die Ewe in Ghana sind bekannt für  ihre bunten, kunstvoll gewebten Stoffe. Die Stoffe bestehen aus feiner Baumwolle oder Seide. Früher war die Herstellung der Stoffe sehr aufwendig. Da es keine Seidenraupen in Westafrika gibt, haben die Völker Seidenkleider aus Europa importiert. Die Stoffe haben sie entribbelt, die so entstandenen Fäden haben sie neu eingefärbt und zu ihren kunstvollen Mustern gewebt. Ganz schön aufwendig! Früher durften diese Kente-Stoffe nur von Königen getragen werden. Und kein König trug ein Gewand ein zweites Mal, so viele hatte er. Nicht jeder Weber durfte die königlichen Gewänder anfertigen. Dafür gab es eigens königliche Weber, die bei Hofe angestellt waren. Ihre Webtechnik blieb lange Zeit ein eifersüchtig gehütetes Geheimnis. Beliebt waren bunte geometrische Motive, Fische, Vögel, Früchte, Blätter, Sonnenuntergänge oder Regenbogen. Jedes Muster hat einen eigenen Namen und steht für ein besonders Sprichwort.

Die phantasievollen Särge der Ga

Daniel_Mensah_RegulaWas du auf dem Bild rechts siehst, ist kein Auto sondern ein Sarg. Die Ga sind ein Volk in Ghana mit einem besonderen Totenritual. Sie stellen für die Verstorbenen kunstvolle Särge her. Meist haben die Särge die Form von menschengroßen Figuren oder Gegenständen, die ein Symbol für den Toten darstellen. Dazu musst du wissen, dass für die Ga der Tod kein Ende bedeutet. Sie glauben, dass das Leben im Jenseits weiter geht. Sie glauben sogar, dass sie die Geschicke ihrer noch lebenden Verwandten beeinflussen können. Deshalb versuchen die Familien, mit kunstvollen Särgen den Geist der Toten wohlwollend zu stimmen. Die Särge sind leider nur am Beerdigungstag sichtbar, sie kommen mit den Toten ins Grab. Figurensärge beziehen sich oft auf den Beruf des Verstorbenen und sollen ihm helfen, im Jenseits seiner irdischen Tätigkeit weiter nachzugehen. Viele Sargmotive verweisen auf Sprichwörter der Ga, einem Volk in Ghana. Die bunten Särge werden in der Region von Greater Accra etwa seit 1950 von der ländlichen Bevölkerung benutzt und sind ein fester Bestandteil der lokalen Beerdigungskultur.

Straßenkünstler

the gambiaDie Straßen und Häuser in Afrika sind Anziehungspunkt für Maler und Erzähler. Sie brauchen keine Zeichenblöcke und Leinwände, denn die Häuser bieten genügend Raum für große Kunst. Farbe, Sprühdosen, Schablonen genügen, um Eindruck zu machen und die Städte und Townships bunter zu gestalten. In dem westafrikanischen Land Gambia hat ein Künstler Hütten und Häuser vorschönert, um Kindern eine Freude zu machen.

In Südafrika gibt es den Straßenkünstler Falko, der mit seinen Elephanten selbst die kleinste Hütte zum Erlebnis für seine Bewohner macht. Er ist so bekannt geworden, dass Touristen nach Johannesburg reisen, um seine Elephanten zu entdecken.

Schon gewusst? In Afrika gelten Elephanten als Symbol für Glück!

Die fröhlichen Bilderbuch-Maler von Tansania

Machen wir einen Abstecher nach Tansania. Hier ist vor einigen Jahrzehnten die Tingatinga Malerei entstanden. Der Stil wurde von Edward Saidi Tingatinga entwickelt. Er malte gerne unter einem Baobab Baum und ließ sich von allem, was um ihn herum war, inspirieren, vor allem von Tieren. Er verwendete kräftige, strahlende Farben, die typisch für Afrika sind. Dabei entwickelte er einen afrikanischen, impressionistischen Stil. Er gründete eine Schule, denn immer mehr Schüler wollten seine Technik erlernen. Einer seiner Schüler, John Kilaka, hat den Tingatinga-Stil für Kinderbücher entdeckt. Besonders seine Tierbilder sind lustig und sehr farbenfroh.

Schon gewusst? Die moderne Kunst in Europa wurde von afrikanischer Kunst inspiriert. Die Ausdruckskraft afrikanischer Masken und Figuren hat nicht nur Dadaisten beeindruckt. Der Kubismus ist ein Erbe afrikanischer Kunst. Maler wie Picasso, Kirchner, Nolde und andere Künstler bekamen neue Ideen durch afrikanische Muster, Masken und Figuren.